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Vom Judoanzug und den bunten Gürteln

In der Zeit, bevor Judo entwickelt wurde, gab es in den verschiedenen Kampfkünsten keine bunten Gürtel und auch nicht den Judoanzug den wir heute kennen. Die Männer und Frauen trainierten in ihren Alltagssachen, mit denen sie auch zur Arbeit gingen. Die Kleiderschränke waren damals noch nicht so voll wie heute bei uns, wo wir für jede Gelegenheit mindestens einen Dress haben. So, auf dem Bild seht ihr einen modernen Judoanzug mit den japanischen Namen. Die Jacke heißt Uwagi, der Gürtel heißt Obi und die Hose wird als Zubon bezeichnet. Diese 3 Dinge bilden den Judoanzug, also den Judogi. Und der sollte sauber sein wenn ihr zum Training oder zum Wettkampf geht.

Warum sind Judogis meistens weiss?

Der traditionelle weisse Judogi ist der Unterwäsche der Samurai nachempfunden, die darüber ihren Kimono trugen. Er wurde 1907 von Jigoro Kano eingeführt um alle Trainierenden gleich aussehen zu lassen und ihnen die gleichen Vorrausetzungen im Training gab. Heute muß ein Judogi richtig passen und bei offiziellen Wettkämpfen, wie beispielsweise Hamburger Meisterschaften, auch bestimmte Maße erfüllen, die vom Kampfrichter auch überprüft werden, wenn der Anzug zu groß oder zu klein wirkt.

Deshalb ist es Männern und Jungs auf Wettkämpfen nicht gestattet ein Hemd oder T-Shirt unter dem Judogi getragen. Frauen und Mädchen tragen unter dem Gi ein weisses Top oder T-Shirt. Beim Wettkampftraining tragen die Kämpfer unter ihrem Gi häufig noch einen Trainingsanzug um ihre Kondition so ganz nebenbei zu verbessern. Auch in kalten Hallen oder wenn ihr leicht friert, empfiehlt es sich warme Klamotten unter zu ziehen. Socken sind in vielen Hallen im Winter auch nicht verkehrt. Fragt aber euren Trainer, ob er das erlaubt. Diese Form entspricht nämlich nicht dem traditionellen Judo und könnte darauf hindeuten, das ihr euch beim Training einfach nicht genug anstrengt um warm zu werden. In den heutigen Corona Zeiten, in denen viele Hallen permanent oder stossweise gelüftet werden müssen, wird aber wahrscheinlich kein Trainer etwas dagegen haben.

Anders als auf internationalen Wettkämpfen, wo der erste Kämpfer weiß und der zweite Kämpfer blau trägt, dürfen die Mannschaften in der Bundesliga Gis in den Vereinsfarben tragen. Zu den bunten Gis kam es bereits 1964 bei der Olympiade in Tokio, bei der Judo als Sportart erstmals dabei war. Die Kämpfer trugen blaue und rote Gis um besser von einander unterschieden zu werden. So wurde es für die Kampfrichter und Zuschauer einfacher die Kämpfe zu verfolgen, bzw die Aktionen zu bewerten. Über die bunten Gis gab erbittert geführte Diskussionen, so das in der Zeit nach der Olympiade nun wieder nur weisse Anzüge mit einem zusätzlichen weißen bzw roten Gürtel erlaubt waren.

Mitte der 1970ger Jahre stellte der erfolgreiche Judoka Anton Geesink aus den Niederlanden ein neues pädagogisches System für die Judoausbildung vor, in dem auch blaue Gis zusätzlich zu den weissen für die Trainer vorgeschlagen wurden, damit die Schüler die Techniken besser erkennen konnten. Es dauerte dann nochmal gute 20 Jahre bis der blaue Gi sich durchsetzen konnte.

Und die bunten Gürtel?

Auch nach Einführung des modernen Judogi trugen alle Judoka lediglich einen weissen Gürtel um die Jacke zusammen zu halten. Nur die Meister hatten einen schwarzen Gürtel um den Bauch um sich von den Schülern zu unterscheiden und als Trainer in der grossen Masse der Trainierenden überhaupt erkannt zu werden. Damit wurde zwischen Meistergraden (Dan), also Schwarzgurten und Schülergraden (Kyu) unterschieden.

Mitte der 30ger Jahre des letzten Jahrhunderts kam der Judomeister, der in Frankreich Judo unterrichtete, darauf, dass westliche Schüler besser lernen wenn sie sehen das sie ein Kapitel abgeschlossen haben und führte 1935 die bunten Gürtel ein und ordnete die Farben Gelb bis braun den 5 Stufen der Gokyo zu. Dieses System wurde auch in Deutschland bis in die 1990ger Jahre weiter genutzt, bevor es dann auf pädagogisch sinnvollere Gruppen aufgeteilt wurde. Wer seinen 1. Dan machen möchte muss selbstverständlich die Gokyo, zusätzliche zu den anderen Prüfungsanforderungen berrschen.